Unternehmen

1839–2009. Ein Streifzug durch 170 Jahre Herz-Käse.

Bereits im 19. Jahrhundert existieren mehrere Käsehandlungen, die ihre Erzeugnisse über die Grenzen des Allgäus hinaus verkaufen. Eine dieser Großhandlungen ist die Firma Ottmar Herz in Sonthofen. Ottmar Herz (1812–1893) gründet auf dem Bauernhof seiner Eltern in Rauhenzell 1835 eine Käserei mit Großhandlung.

Erfolge in Sonthofen
Im Jahre 1839 verlegt Ottmar Herz seinen Betrieb ins nahe Sonthofen. Laut einer Reisebeschreibung von 1868 liefert die Käserei schon damals Käse an den Deutschen Zollverein und nach Frankreich.

1878 gründet Ottmar Herz mit seinen drei Söhnen Albert (1840–1892), Xaver (1849–1920) und Ottmar III. (1861–1936) eine Offene Handelsgesellschaft und legt somit den Grundstein für ein modernes Unternehmen. In den folgenden Jahrzehnten agiert die Ottmar Herz OHG erfolgreich, was auch die stetig steigende Zahl der Pachtsennereien, welche die Käsegroßhandlung beliefern, belegt. In jenen Jahren wird hauptsächlich Emmentaler Käse hergestellt und vertrieben. Nur in den langen Wintermonaten, wenn manche Sennerei nur wenig Milch liefern kann, wird Weichkäse produziert, vor allem Limburger.

Führend im Allgäu
1883 wird in der Völkstraße 2 in Sonthofen ein neues Lager- und Geschäftsgebäude errichtet. Der Schwerpunkt der Käsehandlung bleibt die Herstellung von Emmentaler in Pacht- und Vertragssennereien. Von 1890 bis 1910 expandiert die Firma stark – bis zu 30 Pachtsennereien liefern ihre Erzeugnisse. Die Firma Ottmar Herz kann sich zu Recht eine der führenden Käsegroßhandlungen im Allgäu nennen.

Einen großen Anteil an diesen Aufschwung hat Xaver Herz, der bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 1919 die Geschäfte der Firma führt. 1909 wird dem vorausschauenden Unternehmer für seine Verdienste der Titel eines Kommerzienrates verliehen.

Herz-Käse und die Kriegsjahre
Die Zeit des Ersten Weltkrieges (1914–1918) bringt auch für das Familienunternehmen viele Probleme. Doch letztlich übersteht man diese Jahre relativ unbeschadet und kann nach Kriegsende wieder an die Arbeit gehen. Im Jahre 1919 scheidet Xaver Herz – er ist damals 70 Jahre alt – aus der Firma aus. Das Unternehmen wird als Allgäuer Molkereiindustrie weitergeführt und in eine Aktiengesellschaft, die Ottmar Herz AG, umgewandelt.

Ein echter Familienbetrieb
Die Familie bleibt jedoch weiterhin in der Geschäftsleitung vertreten und sichert damit ein wichtiges Stück Kontinuität: So besitzt Albert Herz (1882–1954), Sohn von Kommerzienrat Xaver Herz, die Prokura – und sein Onkel, Ottmar III. Herz, begleitet als Vorsitzender des Aufsichtsrates die Geschicke des Unternehmen.

Schwierige Zeiten für Herz-Käse
Wie in anderen Bereichen auch führt die Inflation der folgenden Jahre zu immensen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, was 1925 Liquidation der Aktiengesellschaft zur Konsequenz hat. Es entstehen zwei Firmen: Eine ist die Ottmar Herz GmbH mit Sitz in Sonthofen, die sich unter anderem auf die Herstellung von Schmelzkäse konzentriert. Und zwar mit großem Erfolg, denn die beiden bekannten Sorten „Bergmännle“ und „Herzjunge“ treffen den Geschmack der Käseliebhaber und beherrschen aufgrund ihrer guten Qualität lange den Markt. 1953 geht die Firma in die Kraft-Käse-Werke GmbH Lindenberg über.

Gründung der Albert Herz AG
Als zweites Unternehmen geht die Firma Albert Herz aus der Aktiengesellschaft Ottmar Herz hervor. Albert Herz übernimmt 1925 den Bereich Emmentaler. Er wird – wie schon die Großhandlung seines Vaters Xaver Herz – vor allem von Pachtsennereien beliefert. In den folgenden Jahren laufen die Geschäfte bestens, doch 1945 muss die Firma Albert Herz kurz vor Kriegsende einen schweren Schlag hinnehmen: Bei einem Bombenangriff der Alliierten auf Sonthofen wird am 22. Februar das Firmengebäude schwer getroffen, bei dem Angriff finden leider auch mehrere Menschen den Tod.

Die erfolgreiche Ära Bihler
Im Jahre 1952 tritt Josef Bihler aus Oberstaufen in die Firma Albert Herz ein. Nach dem Tod von Albert Herz 1954 übernimmt er auch die Geschäftsführung, nachdem dessen Sohn Albert Herz (geboren 1921) sich für eine medizinisch-wissenschaftliche Berufslaufbahn entscheidet. Es ist zu einem großen Teil der umsichtigen und verantwortungsvollen Tätigkeit von Josef Bihler zu verdanken, dass die Firma Albert Herz ein beachtliches Wachstum verzeichnen kann. In den 70er- und 80er-Jahren exportiert das wirtschaftlich gesunde Unternehmen große Mengen Käse nach Italien und Frankreich.

Herz-Käse in Kimratshofen
1989 geht Josef Bihler in den Ruhestand. In diesem Jahr übernimmt die Molkereizentrale Bayern die Firma, die sie unter dem Namen Albert Herz GmbH weiterführt. Damit endet die über 150 Jahre andauernde Geschichte eines Familienunternehmens. Noch heute zeugt die Villa Herz – das 1890 erbaute „Herz-Schlössle“ in der Grüntenstraße – von der Bedeutung der Käsedynastie Herz in Sonthofen. 2003 werden die Geschäftsgebäude in Sonthofen aufgegeben, die Firma siedelt um an den heutigen Standort Kimratshofen.